Fragen und Antworten
Was versteht man unter sexualisierter Gewalt?
Unter sexualisierter Gewalt wird jegliche Form von Gewalt verstanden, die sich in sexuellen Übergriffen ausdrückt. Der Begriff „sexualisierte“ Gewalt macht deutlich, dass die sexuellen Handlungen als Mittel zum Zweck, also zur Ausübung von Macht und Gewalt, vorgenommen werden. Sexualisierte Gewalt findet deshalb oft in Abhängigkeitsverhältnissen statt. Mädchen und Frauen mit Beeinträchtigung oder Behinderung gehören deshalb zu den besonders gefährdeten Personengruppen.
Zwei Drittel aller Vergewaltigungen finden, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, zuhause, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz statt. Nur wenige Täter üben sexualisierte Gewalt aufgrund einer psychischen Erkrankung aus. Die Meisten planen ihre Handlungen gezielt und sind sich darüber bewusst, was sie tun.
Jede Frau und jedes Mädchen, gleichgültig wie alt oder attraktiv sie ist, welcher Nationalität oder Religion sie angehört, kann sexualisierte Gewalt erleiden. Frauen mit Behinderung zählen besonders häufig zu den Betroffenen – insbesondere wenn sie in betreuten Einrichtungen leben. Dazu tragen die Strukturen bei, die die Privat- bzw. Intimsphäre der dort lebenden Frauen einschränken. Einige Täter nutzen den Umstand aus, dass Frauen mit Behinderungen auf die Hilfe und Pflege ihres Umfeldes angewiesen sind.
Sexualisierte Gewalt gegen erwachsene Frauen wird nicht nur in Form von Vergewaltigungen ausgeübt. Sie äußert sich auch durch sexuelle Belästigung, zum Beispiel in Form von:
sexuellen Anspielungen, obszönen Worten oder Gesten
aufdringlichen und unangenehmen Blicke
Briefen oder elektronischen Nachrichten mit sexuellem Inhalt
dem unerwünschten Zeigen oder Zusenden von Bildern oder Videos mit pornografischem Inhalt
sexualisierten Berührungen
In einigen Fällen nutzen die Täter K.O.-Tropfen, um sexualisierte Gewalt auszuüben. Als K.O.-Tropfen werden verschiedene chemische Substanzen bezeichnet, deren Einnahme auf Menschen betäubend wirkt. Der Begriff stammt vom englischen „Knock-out“ und bedeutet „außer Gefecht setzen“. K.O.-Tropfen werden in der Regel unbemerkt von den Betroffenen in ihre Getränke oder Speisen gegeben, um sie wehrlos zu machen. Der Einsatz von K.O.-Tropfen kann nahezu überall erfolgen.
Was versteht man unter Häuslicher Gewalt?
Häusliche Gewalt bezeichnet alle Formen psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt von Erwachsenen, die sich durch Partnerschaft verbunden fühlen. Überwiegend finden die Übergriffe im vermeintlichen Schutzraum der eigenen Wohnung statt. Häufig handelt es sich nicht um ein einmaliges Ereignis.
Beispiele häuslicher Gewalt können sein:
- Drohungen
- Erniedrigungen
- sozial isoliert werden
- schlagen, treten
- mit Gegenständen werfen
- erzwingen sexueller Handlungen
Von Gewalt betroffene Frauen fühlen sich oft allein gelassen und schämen sich für das, was ihnen angetan wird. Neben der Angst vor dem Partner, der Sorge um die Kinder oder über das „Gerede“ der Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen kommt häufig noch das Gefühl von Schuld und Ohnmacht hinzu. Andauernde häusliche Gewalt zwingt Betroffene zu einem Leben in ständiger Angst vor dem nächsten, unkalkulierbaren Gewaltausbruch.
Es gibt Wege aus dieser belastenden Situation. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, damit die betroffenen Frauen und ihre Kinder nicht in ständiger Angst leben müssen.
Was ist Sexuelle Belästigung?
Sexuelle Belästigung kann mit Blicken und Bemerkungen beginnen. Sie geschieht an vermeintlich sicheren Orten wie z.B. in der Schule, am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln etc. Für viele Frauen ist dies so alltäglich, dass sie es als „normal“ hinnehmen. Belästigungen dieser Art werden aber auch als nicht normal empfunden und Frauen fühlen sich dabei unwohl. Es wird eine Grenzverletzung erlebt.
Auch „Verehrer“ oder abgewiesene Freunde, die Mädchen und Frauen mit „Liebesbeweisen“ traktieren oder sie verfolgen, überschreiten die Grenze zur Belästigung oder Bedrohung.
Wir beraten, wie mit derartigen Grenzverletzungen umgegangen werden kann und was getan werden kann, um sie zu unterbinden.
Was ist Sexueller Missbrauch?
Unter sexuellem Missbrauch versteht man die sexuelle Ausbeutung innerhalb eines Abhängigkeitsverhältnisses. Darunter fallen alle sexuellen Handlungen, die an oder vor Kindern oder Jugendlichen vorgenommen werden. Diese Handlungen werden gegen den Willen der Kinder unternommen. Aufgrund ihrer Unterlegenheit und Abhängigkeit können sich Kinder und Jugendliche nicht wehren oder schützen.
Betroffene Mädchen und Jungen erfahren bei uns Unterstützung, wenn sie aktuell von sexuellem Missbrauch betroffen sind oder waren. Aber auch erwachsene Frauen, die in der Vergangenheit sexuell missbraucht wurden, erhalten bei uns Unterstützung. Es kommt nicht selten vor, dass betroffene Frauen sich erst nach Jahren trauen, über dieses Thema zu sprechen. Es ist sehr hilfreich, solche Erlebnisse nicht alleine verarbeiten zu müssen.